Jagdreiten ist organisiertes reiten in der Natur. In geführten Gruppen, sogenannten „Jagdfeldern“, wird eine vorgegebene Geländestrecke mit Hindernissen geritten. Eine Besonderheit ist es, im Pulk querfeldein lange Strecken zu galoppieren und dabei springen zu können. Mangels Hindernissen, wegen möglicher Flurschäden und asphaltierten Wegen ist das sonst kaum möglich. Anders als die Parforcejagd ist Jagdreiten reiner Pferdesport beziehungsweise Hundesport, es wird also kein Wild gejagt.
Fuchsjagden werden ohne Hunde geritten. Bei Schleppjagden ist eine Hundemeute dabei, die eine „Schleppe“ (künstliche Duftspur) verfolgt. Schleppjagden sind ein Sport ohne Wettkampf. Im Mittelpunkt steht der gemeinsame Ausritt mit den Hunden und anderen Reitern. Bei Fuchsjagden gibt es dagegen teilweise mit dem Fuchsschwanzgreifen ein Wettkampfelement.
An Jagden können Reiter und Reiterinnen verschiedener Altersgruppen gemeinsam teilnehmen. Da die Jagdsaison im Herbst kurz ist, gibt es wenige Reiter, die sich auf das Jagdreiten spezialisiert haben und die Teilnehmerfelder sind infolgedessen sehr gemischt. Es gibt Freizeitreiter, die an einer Veranstaltung ohne Wertnoten teilnehmen möchten, und Sportreiter, die nach der Turniersaison in der Natur reiten wollen.
Reitjagden
Eine organisierte Reitjagd ist eine Gelegenheit für einen langen, schnellen Ritt durch unbekanntes Gelände. Auf der Jagdeinladung ist angegeben, ob es sich um eine Fuchsjagd ohne Hunde oder eine Schleppjagd mit Hundemeute handelt, ob es einen Fahrdienst für die Zuschauer gibt, oder ob sie geführt werden. Auch die Länge der Jagdstrecke (meist 15–25 km), sowie Anzahl und maximale Höhe der Hindernisse sind angegeben, damit die Reiter sich und ihre Pferde entsprechend vorbereiten können. Auf der Jagdstrecke befinden sich natürliche und angelegte feste Hindernisse, wie Hecken, Gräben, Mauern, Zäune, Wasserdurchquerungen, Baumstämme. Zusätzliche Anforderungen sind Bergauf- oder Bergabklettern.
Organisation
Die Jagdstrecke wird mit den Landbesitzern abgesprochen, so dass die Stoppelfelder noch nicht gepflügt sind und Wiesen vor der Jagd gemäht werden. Aus diesem Grund finden die meisten Jagden im Herbst nach der Ernte statt. Ein Reitverein, der unter dem Jahr die Belange der Landwirtschaft und der Waldwirtschaft beachtet, erhält eher die Erlaubnis für die Jagdstrecke. Es wird allgemein schwieriger, Reitjagden zu veranstalten, da die fortschreitende Zersiedelung der Landschaft es erschwert, eine geeignete zusammenhängende Jagdstrecke zu finden. Für Schleppjagden ist es wichtig, dass die Hunde ihre Arbeit ungestört verrichten können. Der Organisationsaufwand für den veranstaltenden Reitverein ist vergleichbar mit dem Aufwand für ein Turnier. Bei großen Jagden sind, wie bei einem Turnier, Sanitäter anwesend und das Publikum wird zu den interessantesten Stellen der Jagdstrecke geführt. Für den Bau der Hindernisse und die Bewirtung sind meist zahlreiche ehrenamtliche Helfer im Einsatz.
Die lokale Presse berichtet während der Saison häufig über größere Reitjagden. Auch Pferdezeitschriften berichten im Herbst über Reitjagden und veröffentlichen Jagdtermine.
Ausrüstung
Bei Reitjagden wird meistens normale Turnierkleidung getragen: dunkle Jacke, helle Hosen, Stiefel und eine splittersichere Jagdkappe. Es gibt auch rote Röcke und Stulpenstiefel. Die Equipage, das ist die Begleitung der Hundemeute bei einer Schleppjagd, trägt dagegen meistens Jagdröcke aus Wolle mit langen Schößen in den Vereinsfarben der Meute und ein Plastron aus Wolle.
Im springenden Feld wird ein geeigneter Sattel benötigt, also kein Westernsattel mit Horn. Häufig werden die Pferdebeine mit Gamaschen geschützt. Bei Bedarf dienen Vorderzeug und Schweifriemen dazu, den Sattel beim Springen zu fixieren. Bei weichem Boden können Hufeisen mit Stollen das Ausrutschen verhindern, dazu kann wenn nötig ein Stollenschutzgurt den Pferdebauch vor den Stollen schützen
Vorbereitung
Zur Vorbereitung auf eine Jagd gehört ein der Länge und der Schwierigkeit der Jagd entsprechendes Training für Pferd und Reiter. Zum Reiten im Pulk gehört der ruhige Galopp nebeneinander (nicht hintereinander), in angemessenem Abstand an anderen Pferden vorbei zu galoppieren, andere Pferde passieren zu lassen, ohne dass eines der Pferde dabei schneller wird, und im Pulk enge Wendungen zu reiten, wie beim Abbiegen auf einen Waldweg. Das Konditionstraining wird auf die Streckenlänge abgestimmt, wobei ein feuchter, schwerer Untergrund, beispielsweise ein herbstliches Stoppelfeld, mehr Kondition erfordert, als ein trockener, federnder Wiesenweg. Je nach Gelände und Schwierigkeitsgrad der Jagd gehören Bergauf- und Bergabgalopp zur Vorbereitung. Für das springende Feld erfordert das Springen aus hohem Tempo eine spezielle Vorbereitung. Bei einer Jagd werden die Pferde vor dem Sprung nicht versammelt, sondern springen aus vollem Lauf, damit kein gefährlicher Stau vor den Sprüngen entsteht. Beim Geländetraining werden Hindernisse wie das Durchreiten von Gräben und Wasser, das Überreiten von Wällen, Bergaufsprünge, Tiefsprünge und Wasserhindernisse trainiert.
Ablauf einer Reitjagd
Jedes Jagdfeld wird von einem eigenen Feldmaster geführt. Ein Feld besteht meist aus 20–25 Reitern. Im ersten Feld wird gesprungen, das zweite ist meistens ein Nichtspringer-Feld. Mitunter gibt es Felder mit einer einfacheren Streckenführung, in denen langsamer geritten wird, aus Rücksicht auf Ponys, ältere Pferde oder unerfahrene Reiter. Am Ende des letzten Jagdfeldes reitet ein Schlusspikör, der die Aufgabe hat, Zurückbleibenden zu helfen. Nach der Hälfte der Jagdstrecke gibt es eine große Pause.
Reitjagden werden häufig von einer Jagdhornbläsergruppe begleitet. Die Jagdhornbläser führen unterschiedlich gestimmte Hörner mit und blasen Jagdsignale beim Stelldichein und an gut zugänglichen Stellen der Jagdstrecke, an denen die Hindernisse einsehbar sind und zu denen die Zuschauer geführt werden. Das Publikum wird zu den interessanten Aussichtspunkten meist in geländegängigen Fahrzeugen oder Traktoren mit Anhängern gefahren, mitunter gibt es auch einen Fahrdienst mit Kutschen. Die Bläsergruppe bläst zum Aufsitzen zu Beginn der Jagd und nach der Pause. Zum Abschluss der Jagd bläst sie „Fuchs tot“ und „Halali“. Dann versorgen die Reiter ihre Pferde.
Der gesellige Teil, das Schüsseltreiben oder Jagdgericht, direkt im Anschluss an die Jagd, beschließt die Jagd. Beim Jagdgericht büßen die Reiter Verstöße gegen die Jagdregeln (z. B. Weg abgeschnitten). Manchmal wird direkt im Anschluss an die Reitjagd ein Jagdball veranstaltet.
Quelle: Wikipedia 2017, für Österreich adaptiert